
Erste Anzeichen von Demenz – Wann ist Vergesslichkeit bedenklich?
Jeder uns vergisst ab und zu etwas – sei es der Name einer bekannten Person oder der Ort, an von dem wir den Schlüssel abgelegt haben. Doch wann handelt es sich um gewöhnliche Altersvergesslichkeit, und wann könnte dies ein erstes Anzeichen für Demenz oder Alzheimer sein?
Altersvergesslichkeit oder Demenz? Im Überblick:
Mit zunehmendem Alter kann es normal sein, dass wir uns weniger gut an bestimmte Dinge erinnern. Diese Art der Vergesslichkeit ist meist harmlos und beeinträchtigt den Alltag nicht. Typische Merkmale der Altersvergesslichkeit sind:
- Vergessen von Namen oder Terminen, aber späteres Erinnern
- Langsames Finden der richtigen Worte oder Nachdenken
- Vorübergehende Konzentrationsprobleme
Erste Anzeichen einer Demenz können sein:
- Häufiges Vergessen von wichtigen Informationen, ohne späteres Erinnern
- Orientierungslosigkeit, z. B. in vertrauter Umgebung
- Schwierigkeiten, Gesprächen zu folgen oder einfache Entscheidungen zu treffen
- Veränderungen in der Persönlichkeit, Antriebslosigkeit oder auffällige Stimmungsschwankungen
Unterschiede zwischen Altersvergesslichkeit und Demenz im Einzelnen:
- Verlauf und Fortschreiten:
Altersvergesslichkeit bleibt in der Regel auf einem bestimmten Niveau und schreitet nicht weiter fort. Demenz hingegen ist eine fortschreitende Erkrankung, bei der die kognitiven Fähigkeiten kontinuierlich abnehmen. - Ursachen:
Altersvergesslichkeit ist ein normaler Teil des Alterungsprozesses, bei dem die Bildung neuer Gehirnzellen abnimmt und Nervenfasern schwinden. Demenz ist eine krankhafte Veränderung des Gehirns, bei der Nervenzellen in größerem Umfang absterben. - Auswirkungen auf das tägliche Leben:
Altersvergesslichkeit beeinträchtigt das tägliche Leben nicht wesentlich, während Demenz zu schwerwiegenden Einschränkungen führt und oft Unterstützung erfordert. - Persönlichkeitsveränderungen:
Bei Demenz treten oft Veränderungen in der Persönlichkeit, Antriebslosigkeit oder Stimmungsschwankungen auf, was bei Altersvergesslichkeit nicht der Fall ist. - Orientierungsfähigkeit:
Menschen mit Demenz haben oft Schwierigkeiten, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden, was bei Altersvergesslichkeit selten vorkommt. - Erinnerungsfähigkeit:
Bei Demenz werden ganze Erlebnisse vergessen und nur selten wiedererinnert, während bei Altersvergesslichkeit oft nur unwichtige Details vergessen werden, die später wieder erinnert werden können.
Wann sollte man handeln?
Wenn die Vergesslichkeit zunimmt und das tägliche Leben beeinträchtigt, ist es ratsam, ärztlichen Rat einzuholen. Eine frühzeitige Diagnose kann helfen, die Erkrankung besser zu behandeln und den Alltag so lange wie möglich selbstständig zu bewältigen.
Behandlungsmöglichkeiten: Die Altersvergesslichkeit kann durch Merkhilfen und Lebensgewohnheiten gelindert werden. Demenz ist unumkehrbar, und die Behandlung zielt darauf ab, den Verlauf zu verlangsamen
Dem Vergessen vorbeugen - Geistig aktiv bleiben
Auch im Alter bleibt das Gehirn erstaunlich lernfähig. Das Prinzip „Nutze es oder verliere es“ gilt besonders für das Gehirn. Regelmäßige geistige Herausforderungen, die Freude bereiten, sind entscheidend. Wird das Gehirn nicht ausreichend stimuliert, können die Verbindungen zwischen den Nervenzellen nachlassen, was zu einer verminderten geistigen Leistungsfähigkeit führen kann.
- Neues entdecken:
Ob Gartenarbeit, Spaziergänge oder das Erlernen eines Musikinstruments – Lernen hält den Geist aktiv. Achten Sie darauf, dass die Aktivität den individuellen Fähigkeiten entspricht. - Soziale Kontakte pflegen und aktiv bleiben:
Der Austausch mit Familie, Freunden und Nachbarn regt das Gehirn an und stärkt das Gedächtnis. Auch der Besuch von Vereinen oder gemeinsamen Aktivitäten fördert die geistige Gesundheit. Besonders empfehlenswert sind Chöre, Seniorentreffs oder andere soziale Gruppen, die regelmäßige Ausflüge und Aktivitäten anbieten. - In Bewegung bleiben:
Körperliche Aktivität fördert die Durchblutung des Gehirns und trägt zur geistigen Fitness bei. Dazu gehören auch Treppen und Gartenarbeit. - Erholsamen Schlaf genießen:
Während des Schlafes regeneriert sich der Körper und das Gehirn bleibt leistungsfähig. - Gesund essen und ausreichend trinken:
Eine ausgewogene Ernährung mit wichtigen Nährstoffen sowie ausreichend Flüssigkeit sind essenziell für die Gehirnfunktion und das allgemeine Wohlbefinden.
Übrigens: Selbst bei einer diagnostizierten Demenz lohnt es sich, das Gehirn weiterhin aktiv zu fordern. Betroffene sollten so lange wie möglich selbstständig bleiben und ihr Leben aktiv gestalten.
Vergesslichkeit frühzeitig erkennen und handeln
Beobachten Sie bei sich oder anderen eine zunehmende Vergesslichkeit, sollten Sie ein behutsames Gespräch führen und die Situation ansprechen. Wichtig ist, dass Sie die betroffene Person nicht allein lassen und Unterstützung anbieten. Vergesslichkeit muss nicht immer auf eine schwere Erkrankung oder Demenz hindeuten – oft entstehen Gedächtnisprobleme durch behandelbare Faktoren.
Daher ist es entscheidend, das Verhalten genau zu beobachten und mögliche Ursachen zu überprüfen. Eine Blutuntersuchung kann helfen festzustellen, ob z. B. ein Nährstoffmangel vorliegt, wie:
- Vitamin-B12-Mangel
- Vitamin-D-Mangel
- Eisen- oder Folsäuremangel
- Eine andere Erkrankung, wie beispielsweise eine Schilddrüsenerkrankung
Bestimmte Medikamente können ebenfalls Nebenwirkungen haben, die sich negativ auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirken. Auch körperliche Beschwerden oder Schmerzen können die Konzentration und Merkfähigkeit beeinträchtigen.
Durch aufmerksames Beobachten und rechtzeitige Maßnahmen lässt sich oft eine einfache Ursache finden und behandeln – für ein weiterhin aktives und gesundes Leben.
Diagnostische Verfahren zur Früherkennung von Demenz
Ein Hausarzt kann nach ersten Untersuchungen wie einer Blutentnahme zur Ursachenforschung sowie einem kleinen "Demenztest", wie dem Uhrentest und dem Mini-Mental-Status-Test (MMST), eine fundierte Einschätzung vornehmen. Beim Uhrentest muss der Patient eine Uhr zeichnen, um zu überprüfen, ob er die Ziffern und Zeiger korrekt anordnet. Bei einer Demenz fällt es den Betroffenen oft schwer, diese Aufgabe richtig auszuführen.
Der Mini-Mental-Status-Test (MMST) ist der älteste und bekannteste Fragebogentest zur Diagnose von Demenz. Er beinhaltet unter anderem Aufgaben zur Merkfähigkeit und Rechenaufgaben, die den kognitiven Zustand der betroffenen Person überprüfen.
Zur weiteren Diagnostik können auch bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT) eingesetzt werden. Diese Methoden ermöglichen den Ärzten, das Gehirn zu betrachten und mögliche Demenzauslöser wie Durchblutungsstörungen oder frühere Schlaganfälle zu erkennen.
Zusätzlich kann die Untersuchung des Nervenwassers durchgeführt werden. Hierbei lässt sich die Konzentration von Beta-Amyloid und Tau-Proteinen messen, die eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Demenz spielen.
Mit diesen diagnostischen Verfahren lassen sich die Ursachen für kognitive Veränderungen genauer bestimmen und gegebenenfalls eine weiterführende, spezialisierte Diagnostik einleiten.
Die Diagnose Demenz: Welche Herausforderungen erwarten unsere Familie?
Wird Demenz diagnostiziert, werfen sich viele Fragen auf: Was bedeutet diese Diagnose für den Alltag und die Zukunft des betroffenen Familienmitglieds? Welche Therapieoptionen gibt es und wie können wir die bestmögliche Unterstützung bieten? Welche Pflegeleistungen können wir in Anspruch nehmen, und welche sind für uns geeignet? Möglicherweise stellt sich auch die Frage, ob ein Platz in einem Pflegeheim erforderlich wird.
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Die Amiravita beschäftigt sich immer wieder intensiv mit dem Thema Demenz. Wir glauben, durch Aufklärung können Menschen besser auf die Herausforderungen reagieren, die mit Demenz verbunden sind, und Unterstützung für Betroffene und ihre Familien verbessern.
Sekundären Demenzerkrankungen sind solche, die nicht in erster Linie hirnorganisch bedingt sind. Sie sind die Folge einer anderen Grunderkrankung.
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Zur stadiengerechten Kommunikation Die Kommunikation mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, verändert sich im Laufe der Krankheit. Insbesondere für pflegende Angehörige ist es wichtig, diese Veränderungen zu verstehen und entsprechend anzupassen.
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Weihnachten mit Demenz: Die Weihnachtszeit ist für viele Menschen eine besondere Zeit des Jahres, geprägt von Traditionen, Gemeinschaft und festlicher Stimmung. Für Familien mit demenzerkrankten Angehörigen kann diese Zeit jedoch auch Herausforderungen mit sich bringen. Mit etwas Planung und Anpassung lässt sich die Weihnachtszeit aber auch für Menschen mit Demenz zu einer schönen und besinnlichen Zeit gestalten.
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Demenz kindgerecht erklären
Wenn ein Familienmitglied an Demenz erkrankt, betrifft dieses Thema die ganze Familie. Besonders für Kinder kann es eine große Belastung sein, die Veränderungen der geliebten Großeltern oder sonstigen Verwandten zwar zu erleben, aber nicht zu verstehen.
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