Schlaganfall-Notfälle
Was jeder wissen sollte, um Leben zu retten
Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Er tritt auf, wenn die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrochen wird, was zu einer Schädigung des Gehirngewebes führt. Schnelles Handeln kann entscheidend sein, um bleibende Schäden zu vermeiden und die Überlebenschancen zu erhöhen.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist der Schlaganfall weltweit die zweithäufigste Todesursache. In Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Die Häufigkeit steigt mit dem Alter, wobei ältere Menschen generell ein höheres Risiko haben. Etwa 20% der Schlaganfallpatienten sterben innerhalb eines Monats nach dem Ereignis, und viele Überlebende haben mit langfristigen Beeinträchtigungen zu kämpfen.
Was passiert beim Schlaganfall?
Es gibt zwei Hauptarten von Schlaganfällen:
1. Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt): Dies ist die häufigste Form und tritt auf, wenn ein Blutgerinnsel ein Blutgefäß im Gehirn blockiert. Daraus folgt eine Unterbrechung der Blutzufuhr und damit ein Sauerstoffmangel im betroffenen Gehirnareal. Ursache sind häufig Blutgerinnsel aus vorgelagerten Gefäßen, z. B. aus den Halsgefäßen bei Ablagerungen an den Gefäßwänden (Arteriosklerose).
2. Hämorrhagischer Schlaganfall (Hirnblutung): Diese Form tritt auf, wenn ein Blutgefäß im Gehirn reißt und Blut in das umliegende Gewebe austritt und dort die Nervenzellen zerstört. Dies kann durch Bluthochdruck, Aneurysmen oder andere Gefäßerkrankungen verursacht werden.
Beide Arten führen zu einer Schädigung des Gehirngewebes, was zu unterschiedlichen neurologischen Symptomen führen kann.
Wie identifiziert man einen Schlaganfall?
Die Erkennung eines Schlaganfalls ist entscheidend für eine schnelle Behandlung. Eine gängige Methode zur Identifizierung ist die FAST-Methode:
- Face (Gesicht): Bitten Sie die Person, zu lächeln. Hängt eine Gesichtshälfte herab?
- Arms (Arme): Beide Arme sollen nach vorn ausgestreckt mit den Handflächen nach oben gleichzeitig angehoben und waagerecht gehalten werden. Sinkt ein Arm ab oder dreht sich nach innen, deutet das auf eine Lähmung hin. Oder lassen Sie sich beide Hände drücken. Ist der Händedruck an einer Seite schwächer, als an der anderen?
- Speech (Sprache): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz zu wiederholen. Ist die Sprache verwaschen oder unverständlich?
- Time (Zeit): Tritt auch nur eines der beschriebenen Anzeichen akut auf − keine Zeit verlieren und sofort die 112 anrufen! Denn „Time ist Brain“. Das heißt, die Zeit bis zur Behandlung ist entscheidend, ob und wie die im Gehirn ausgelösten neurologischen Ausfälle wieder rückgängig gemacht und Körperfunktionen wiederhergestellt werden können.
Weitere Warnzeichen können sein:
- Starke Kopfschmerzen, verbunden mit Übelkeit und Erbrechen
- Schwindel, Gangstörungen, Koordinationsstörungen
- Kribbeln oder Taubheitsgefühle der Gliedmaßen, Haut fühlt sich „pelzig“ an
- Sehstörungen, Doppelbilder, Gesichtsfeldeinschränkung
- Orientierungslosigkeit, Verwirrtheit
- Bewusstlosigkeit, Herz-Kreislauf-Stillstand
Auch bei nur gering ausgeprägten Symptomen, muss eine rasche Untersuchung und Behandlung erfolgen. Da ein eventuelles Blutgerinnsel sich lösen könnte und in eine andere Region gespült und dort noch mehr Schaden anrichten könnte, sollte man die Betroffenen auf keine Fall bewegen oder gar selbst in die Klinik fahren. Stellen Sie sich vor, auf dem Weg dahin würde ein Herz-Kreislauf-Stillstand auftreten, was würden Sie dann tun?
Bereits beim Anruf der 112 sollten die Symptome geschildert werden sowie die Vermutung, dass es sich um einen Schlaganfall handeln könnte. Denn die Leitstelle weiß dann, dass ein Krankenhaus mit einer sog. „Stroke Unit“ angefahren werden muss. Das ist eine spezialisierte neurologische Einrichtung an Kliniken zur optimalen Versorgung von Schlaganfällen. Diese sind personell und technisch genau für diese Art Notfälle ausgerüstet.
Therapie
Hier kommt es entscheidend auf die Ursache und die Schwere der Erkrankung an.
Bei leichten Schlaganfällen gehen die neurologischen Ausfälle binnen einer Woche zurück, bei einem „Mini-Schlaganfall“ (sogenannte transitorische ischämische Attacke-> TIA) sogar innerhalb von 24 Stunden.
Bei einem Hirninfarkt muss das durch ein Blutgerinnsel akut verstopfte Gefäß so schnell wie möglich wiedereröffnet werden. Dies kann durch eine medikamentöse Therapie erfolgen (Lysetherapie) oder durch eine mechanische Entfernung des Thrombus mittels eines Gefäßkatheters.
Bei einer akuten Hirnblutung wird zuerst versucht, die Ausbreitung der Blutung zu bremsen. Dies geschieht durch Senkung des Blutdrucks und ggf. den Einsatz gerinnungsaktiver Medikamente. Bei ausgedehnten Hirnblutungen wird operiert. Ziel des neurochirurgischen Eingriffs ist, ausgetretenes Blut, das auf das Gehirn drückt, zu entfernen.
„Time is Brain“
Je früher die richtige Behandlung erfolgt, umso besser sind die Chancen auf eine weitgehende oder vollständige Genesung. Durch raschen Behandlungsbeginn kann verhindert werden, dass es zu bleibenden Schäden durch Absterben von Gehirnzellen kommt.
Gute Rehabilitation ist wichtig
Die Frührehabilitation mit Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie unterstützt die Rückbildung neurologischer Ausfälle.
Wenn Ausfälle bestehen bleiben, schließt sich eine ambulante oder stationäre Rehabilitationsmaßnahme an. Manch einer braucht viel Geduld und dauerhafte Übungen, um mit den Folgen eines Schlaganfalls gut umgehen zu können.
Auch ist das Risiko eines erneuten Schlaganfalls erhöht, vor allem, wenn die Betroffenen ihren Lebensstil nicht ändern. Folgende Maßnahmen können das Risiko deutlich minimieren:
- Normalisierung des Körpergewichts
- Gesunde Ernährung (mediterrane Kost)
- Ausreichend Bewegung/Sport
- Nichtrauchen
- Verzicht auf Alkohol
- Stressreduktion
Viele hilfreiche Informationen zum Schlaganfall finden Sie auch auf den Seiten der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe (www.schlaganfall-hilfe.de) oder der Deutschen Hirnstiftung (https://hirnstiftung.org)