Das Jahr der Pflege - was hat es bewirkt?
Das Jahr 2011
Es war Ende 2010, als Philipp Rösler, damals noch Bundesgesundheitsminister, verspricht: Wir wollen das Jahr 2011 zum politischen Pflegejahr in der Koalition machen. Dieses Ziel übernahm auch Daniel Bahr, als er am 12. Mai 2011 neuer Bundesgesundheitsminister wurde und damit Philipp Rösler ablöste.
Es ist zwar einiges passiert im Jahr der Pflege, aber die Erwartungen von Sozialverbänden und auch die von Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen wurden enttäuscht.
Immerhin wurde die Pflege-Reform auf den Weg gebracht, die bessere Leistungen für Demenzkranke vorsieht. Außerdem hat die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder die sogenannte Familienpflegezeit eingeführt, die wir in unserem letzten Blog-Beitrag kommentiert haben.
Zwei in 2011 veröffentlichte Studien haben das Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf in die Medien gebracht: Die Universität Münster und die Steinbeis-Hochschule haben festgestellt, dass die Unvereinbarkeit von Pflege und Beruf über 19 Milliarden vermeidbare Kosten in deutschen Unternehmen verursacht. Eine zweite Studie der Hertie-Stiftung zeigte, dass über 60% der Arbeitgeber das Thema Pflege und Beruf ignorieren.
Für 2012 stellen sich die Fragen: wie wird die Pflege-Reform ausgestaltet und was bringt die Familienpflegezeit wirklich?
Zeigen die veröffentlichten Studien zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf Auswirkungen bei Arbeitgebern?
Ausgestaltung der Pflege-Reform
Künftig sollen Demenzkranke, die keine Pflegestufe haben, mehr Leistungen erhalten. Vorgesehen ist zurzeit, das sogenannte Betreuungsgeld für Demenzerkrankte von heute 100 Euro pro Monat (200 EUR bei erhöhtem Betreuungsbedarf) auf künftig 220 (bzw. 320) Euro zu erhöhen. Wenn das Betreuungsgeld für einen Pflegedienst verwendet wird können bald 325 Euro (bzw. 425 Euro) pro Monat in Anspruch genommen werden.
Zusätzlich dazu sollen bei Demenzkranken in Pflegestufe 1 und 2, die zu Hause betreut werden, die monatlichen Sätze um 70 beziehungsweise um 85 Euro steigen. Wird der Pflegebedürftige von einem Pflegedienst betreut, sollen die Sätze in diesen Stufen um 215 beziehungsweise um 150 Euro steigen. In der Pflegestufe 3 sind keine Änderungen geplant.
Grundsätzlich ist es positiv, dass sich die Leistungen für Demenzkranke erhöhen. Verbände und Opposition kritisieren die geplanten Erhöhungen allerdings als völlig unzureichend. Eine neue Definition der Pflegebedürftigkeit, die Demenzerkrankungen mit einschließt, wird gefordert und stellt sicherlich die ideale Lösung für Demenzkranke dar, würde allerdings auch noch deutlich mehr Kosten für das Pflegesystem verursachen.
Resonanz auf die Familienpflegezeit
Wir haben die Familienpflegezeit mit ihren Vor- und Nachteilen in unserem letzten Blog-Beitrag diskutiert. Hinzuzufügen ist noch, dass von Seiten der Unternehmen bis jetzt eine sehr verhaltene Nachfrage nach der Familienpflegezeit herrscht. Gerade der Mittelstand sieht sich mit zu großen finanziellen Hürden konfrontiert.
Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
Es ist noch zu früh, um festzustellen, ob die erhöhte mediale Aufmerksamkeit zum Thema Pflege und Beruf bei Arbeitgebern etwas bewirkt hat.
Bei Gesprächen mit Personalverantwortlichen von Unternehmen in Deutschland stellen wir allerdings ein wachsendes Interesse an dem Thema fest.
Immer mehr Gleichstellungsbeauftragte und Personalabteilungen haben das Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf auf ihrer Agenda für dieses Jahr stehen und immer mehr berichten, dass sich die Fälle von Mitarbeitern mit pflegebedürftigen Angehörigen häufen.
So sind wir optimistisch, dass sich im Jahr 2012 eine große Anzahl an Arbeitgebern dazu entschließen wird, Unterstützungsangebote für ihre Mitarbeiter mit pflegebedürftigen Angehörigen anzubieten. Davon würden alle: die Mitarbeiter, die pflegebedürftigen Angehörigen, die Unternehmen und die Gesellschaft profitieren.