Eingabehilfen öffnen

Zum Hauptinhalt springen

Pflege und Gesundheit für Unternehmen, Hochschulen, öffentliche Verwaltungen und Institutionen

Chronische Erkrankungen

Amiravita News, 12. Juli 2023

Vom Umgang mit chronischen Erkrankungen

Die Diagnose einer chronischen oder langwierigen Erkrankung stellt für die meisten Menschen eine große Herausforderung dar. Nach dem ersten Schock dauert es meist eine Weile, bis akzeptiert werden kann, dass es wahrscheinlich keine vollständige Heilung mehr geben wird und man sich mit den bestehenden Einschränkungen arrangieren muss. Dann beginnt die Unsicherheit und viele Fragen kommen auf. Was kann helfen, wenn man selbst chronisch erkrankt ist oder einen Angehörigen mit einer solchen Erkrankung begleitet?

Was sind chronische Erkrankungen?

Zu den chronischen Erkrankungen gehören insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, chronische Lungenerkrankungen, Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, psychische Störungen und Diabetes mellitus. Häufig treten gerade bei älteren Menschen auch mehrere chronische Erkrankungen gleichzeitig auf, die sich zudem ungünstig gegenseitig beeinflussen. Die Betroffenen sind fortdauernd auf medizinische Behandlung und Betreuung angewiesen. Auch Kinder und Jugendliche können an chronischen Erkrankungen leiden.

Akzeptanz ist der erste Schritt

Bei solch großen und einschneidenden Ereignissen neigen Menschen dazu, zunächst einmal auszuweichen, die Tatsache als solches auszublenden. Der Arzt muss sich getäuscht haben. Das Labor hat vielleicht die Blutproben vertauscht. Es kann doch nicht sein, dass das mich betrifft. Das ist eine häufige Reaktion. Die betroffene Person versucht, eine Erklärung für das Unausweichliche zu finden und diese Ablehnung ist der einfachste Weg.

Erst durch Akzeptanz der Tatsachen wird eine Änderung, Behandlung möglich. Nur wenn der/die Betroffene sich mit der Erkrankung auseinandersetzt, können sie Lösungen finden, die Begleiterscheinungen vielleicht mildern und schwere Verlaufsformen verhindern. So kann beispielsweise bei chronischem Bluthochdruck medikamentös reguliert werden und gleichzeitig nach Ursachen geforscht werden, also etwa Stress abbauen durch eine Änderung in der Lebensweise, durch Entspannungsübungen und bewusstem Umgang mit dem eigenen Körper. So können ggf. Folgen des Bluthochdrucks, wie Herzinfarkt oder Schlaganfall hoffentlich werden. Bei anderen körperlichen Einschränkungen, beispielsweise in der Mobilität, können Hilfsmittel eingesetzt werden oder Übungen angeboten werden, die die Bewegung trotzdem möglich machen, nur eben auf andere Art und Weise.

Wie der Fall von Frau L. aus unserer Beratung, die an einer Wundinfektion am Fuß litt. Die Heilung wollte und wollte nicht voranschreiten, bis sie selbst sich entschloss, aus der damit verbundenen Bewegungsarmut herauszukommen, sich in den Rollstuhl zu setzen und damit aus eigener Kraft Ausflüge zu unternehmen. Das war anstrengend und glückte anfangs auch nur in kleinem Radius. Aber die Strecken wurden immer länger, die innere Zufriedenheit und Ausgeglichenheit wuchs und parallel dazu konnte man der Wundheilung förmlich zuschauen.

Nur wenn es dem chronisch kranken Menschen gelingt, zu akzeptieren, was ohnehin schon da ist, kann nach neuen Lösungen gesucht werden, die auch angenommen werden. Ohne Akzeptanz werden Lösungswege häufig nicht umgesetzt. Praktische Hilfe stärkt dann auch wieder die Selbstwirksamkeit, führt zu größerer Zufriedenheit und kann damit auch die Selbstheilungskräfte anregen und ggf. zumindest zu einer Besserung der Erkrankung führen.

Disease-Management-Programme (DMP)

Medizinisch sind chronisch Kranken nicht auf sich allein gestellt. Disease-Management-Programme (DMP) sind strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch kranke Menschen basierend auf den Erkenntnissen der evidenzbasierten Medizin. Es gibt sie bereits für Diabetes Typ 1 und 2, Brustkrebs, Koronare Herzkrankheiten, Asthma und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD). Weitere sind in der Entstehung. Sie sind für Versicherte kostenlos und freiwillig und enthalten strukturierte Schulungen und Präventionsangebote und regelmäßige Verlaufskontrollen. Sprechen Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin darauf an, wenn Sie an einer chronischen Erkrankung leiden und Ihnen dieses Programm noch nicht angeboten wurde.

Beantragung einer Schwerbehinderung

Eine Krebserkrankung, Schlaganfall, unterschiedliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Rheumaleiden, Asthma, Depression, Tinnitus, schwere Akne, Schlaf-Apnoe-Syndrom, Mukoviszidose, Epileptische Anfälle, schwere Migräne, Parkinson-Syndrom, erhebliche Gleichgewichtsstörungen und weitere chronische Erkrankungen können zur Anerkennung einer Schwerbehinderung führen. Als Schwerbehinderung gilt ein Grad der Behinderung (GdB) von 50 und mehr. Oft wissen die Betroffenen nicht, dass unter Umständen auch chronische Erkrankungen zu solch einem GdB führen können und ihnen deshalb Nachteilsausgleiche wie kürzere Arbeitszeiten oder zusätzliche Urlaubstage zustehen. Entscheidend hierfür ist das Ausmaß der Erkrankung. Der Antrag auf Schwerbehinderung wird beim zuständigen Versorgungsamt gestellt.

(Informationen zu Schwerbehinderung und Schwerbehindertenausweis finden Sie auch hier: Link Artikel Schwerbehinderung)

Tipps für Angehörige

Gerade zu Beginn der Erkrankung, wenn es noch keine eindeutige Diagnose gibt, brauchen die Betroffenen viel Empathie und aufmerksames Zuhören. Sie leiden noch zusätzlich unter der Ungewissheit und der Unsicherheit und brauchen dringend einen empathischen Verbündeten. Auch im weiteren Verlauf sollten Sie beratend und unterstützend zur Seite stehen, den Erkrankten ernst nehmen und gemeinsam nach Lösungen suchen.

Wenn die Erkrankung sehr viel Raum einnimmt

Für Angehörige Betroffener kann es zu einer großen Herausforderung werden, wenn die Erkrankung plötzlich immer mehr Gewicht bekommt, sich quasi das ganze Leben nur noch darum dreht.   

Chronisch erkrankte Menschenwerden werden oft mit der Zeit Profis, was ihre eigene Diagnose angeht. Erkennen Sie diese Expertise an und unterstützen Sie die Selbstwirksamkeit nach Ihren Möglichkeiten. Unterstützen Sie die Suche nach Fachexperten, aber auch nach sozialer Unterstützung beispielsweise den Antrag auf Schwerbehinderung, Selbsthilfegruppen und nach psychischer Unterstützung beispielsweise durch Beratung oder Therapie.

Eine Krankheit und im Besonderen eine chronische Erkrankung betrifft niemals nur einen Menschen, sondern immer das ganze Umfeld. Das kann die Familie sein, der Freundeskreis, die Kollegen. Alle werden sich mit der Tatsache dieser Erkrankung auseinandersetzen und einen neuen Umgang mit dem Betroffenen finden müssen.

Hilfe durch externe Beratung

Aber auch im inneren System des Betroffenen kann einiges durcheinandergeraten. Deshalb kann eine Beratung oder eine Psychotherapie eine gute Unterstützung in so einer Situation sein. Gerade bei Erkrankungen, die durch Stress noch verschlimmert werden, kann unter Umständen auch auf diese Weise zu einer Besserung der Situation gelangt werden. Je nach Krankenkasse und Verordnung können die Kosten für diese Beratungen zum Teil auch übernommen werden. 

Auch als Angehöriger kann es unter Umständen sinnvoll sein, sich um externe Hilfe zu bemühen, ob Selbsthilfegruppen für Angehörige oder eine Therapie, auch hier sind unterschiedliche Wege denkbar.

Urlaub mit chronischer Erkrankung

Damit eine Reise der Erholung dienen kann, sollten schwer oder chronisch Kranke einige Dinge beachten. Zunächst sollte man sich bei dem behandelnden Arzt erkundigen, ob es bestimmte Dinge zu beachten gibt, etwa was das Klima am Urlaubsort angeht, Zeitverschiebung oder Atteste für die Flugtauglichkeit oder die Mitnahme von bestimmten Medikamenten für Fluggesellschaften und Grenzbehörden.

Tipps für die Medikamentenmitnahme:

  • Immer mehr Medikamente mitnehmen als für die Urlaubszeit notwendig wären.
  • Die Medikamente auf unterschiedliche Gepäckstücke verteilen, falls ein Gepäckstück verloren gehen sollte.

Weitere Tipps für den Urlaub:

  • Notwendige Impfungen frühzeitig mit dem Arzt besprechen.
  • Lebensmittel mit Infektionsrisiko meiden und besonders Hygiene beachten.
  • Die medizinische Versorgung am Urlaubsort sichern, sich über die Versorgung vor Ort informieren
  • Telefonnummern und E-Mail-Adressen der behandelnden Ärzte zu Hause mitnehmen.

Außerdem sollten Sie in Ihrem Urlaub im Ausland einen angemessenen Auslandskrankenschutz haben.

Fazit

Auch mit einer chronischen Erkrankung kann in vielen Fällen ein gutes Leben geführt werden, wenn ein guter Umgang damit gefunden wird und damit Behandlungen angemessen erfolgen, Medikamente regelmäßig eingenommen werden und der/die Betroffene die richtige Hilfe erhält.

Vielleicht hilft hier besonders das Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr (1892-1971), US-Theologe und Philosoph:

Gib mir die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.


Das könnte Sie auch interessieren

11. Dezember 2012
Im September 2012 hat das Netzwerkbüro "Erfolgsfaktor Familie" eine Mitgliederbefragung zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie durchgeführt. Wir haben für Sie die wichtigsten Ergebnisse der Befragung zusammengestellt: Die häufigsten Maß...
18. Dezember 2019
Viele Menschen müssen jeden Monat Elternunterhalt zahlen, wenn ein Elternteil im Pflegeheim betreut wird. Wenn das Einkommen und das Vermögen der pflegebedürftigen Person und des Ehepartners nicht ausreichen, um die hohen Pflegekosten im Pflegehei...
13. Juni 2022
Sekundäre Demenzerkrankungen Sekundären Demenzerkrankungen sind solche, die nicht in erster Linie hirnorganisch bedingt sind. Sie sind die Folge einer anderen Grunderkrankung. Sie sind zum Teil behandelbar und hier ist in manchen Fällen sogar ein...