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Notrufuhren und Notrufknöpfe

Amiravita News, 21. Mai 2025
© Ralf Gleithe – stock.adobe.com

Sicherheit für hilfebedürftige Menschen zuhause und unterwegs

Mit zunehmendem Alter oder bei gesundheitlichen Einschränkungen steigt das Risiko, im Alltag plötzlich in eine Notsituation zu geraten – sei es durch einen Sturz, einen Schwächeanfall oder andere medizinische Notfälle. Notrufsysteme, die per Knopfdruck oder automatisch Hilfe rufen, bieten hier Unterstützung. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten, Arten und Anbieter von Notrufsystemen, beleuchtet technische und organisatorische Aspekte und erklärt Finanzierungsmöglichkeiten.

Wichtige Kriterien bei der Auswahl

  • Bedarf: Nur zuhause oder auch unterwegs?
  • Bedienbarkeit: Knopfgröße, Tragekomfort, Akkulaufzeit.
  • Zusatzfunktionen: GPS, Sturzerkennung, Gesundheitsdaten.
  • Service: Notrufzentrale, persönliche Beratung, Installation.
  • Kosten: Monatliche Gebühren, Einmalkosten, Finanzierungsmöglichkeiten.
  • Anbieter: Lokale Präsenz, Ruf und Erfahrung, technische Ausstattung.
  • Datenschutz: Umgang mit persönlichen Daten.

Möglichkeiten des Notrufs: Zuhause und unterwegs

Stationäre Notrufsysteme (Hausnotruf)

Stationäre Systeme sind der Klassiker für den häuslichen Bereich. Sie bestehen in der Regel aus einer Basisstation, die mit dem Festnetz oder Mobilfunknetz verbunden ist, und einem tragbaren Notrufknopf, der als Armband oder Halskette getragen wird. Im Notfall genügt ein Knopfdruck, um eine Sprechverbindung zur Notrufzentrale herzustellen. Die Zentrale kann dann – je nach Situation – Angehörige, Nachbarn oder den Rettungsdienst informieren. Stationäre Systeme eignen sich besonders für Menschen, die sich überwiegend zuhause aufhalten.

Mobile Notrufsysteme

Für Menschen, die auch außerhalb der Wohnung aktiv sind, bieten mobile Notrufsysteme mehr Sicherheit. Diese Systeme sind sowohl für den häuslichen Bereich als auch außerhalb hilfreich.

Sie funktionieren ähnlich wie ein Handy: Ein Knopfdruck stellt eine Verbindung zur Notrufzentrale oder zu hinterlegten Kontakten her. Dank integrierter SIM-Karte und GPS-Ortung kann der Standort des Hilfesuchenden präzise übermittelt werden – ein entscheidender Vorteil bei Notfällen im Freien.

Arten von Notrufsystemen

Notrufknöpfe

Der klassische Notrufknopf ist als Armband oder Halskette erhältlich. Er ist besonders einfach zu bedienen und daher auch für Menschen mit wenig Technikaffinität geeignet. Über die Basisstation wird der Notruf weitergeleitet. Es ist jedoch zu beachten, dass das Tragen des Notrufknopfs als Halskette ein Strangulationsrisiko bergen kann, insbesondere bei Menschen mit motorischen Einschränkungen oder Demenz. Aus diesem Grund wird von vielen Fachleuten empfohlen, den Notrufknopf vorzugsweise als Armband zu tragen und auf Halsketten nach Möglichkeit zu verzichten.

Notrufuhren

Notrufuhren werden wie eine Armbanduhr getragen. Sie verfügen über einen integrierten Notrufknopf, oft auch über Mikrofon und Lautsprecher für die direkte Kommunikation mit der Notrufzentrale. Viele Modelle bieten zusätzliche Funktionen wie GPS-Ortung oder Sturzerkennung. Notrufuhren gibt es sowohl mit Verbindung zur Zentrale (Abo-Modell) als auch mit direkter Anwahl von Angehörigen. Wir empfehlen, eine Notrufzentrale als Kontakt zu nutzen, da hier im Notfall rund um die Uhr geschulte Mitarbeiter erreichbar sind, die – wenn keine Angehörigen erreichbar sind - umgehend die erforderlichen Maßnahmen einleiten und professionelle Hilfe organisieren können.

Smartwatches mit Notruffunktion

Moderne Smartwatches kombinieren Gesundheitsfunktionen (z. B. Herzfrequenzmessung, Schrittzähler) mit Notruffunktionen. Sie bieten häufig automatische Sturzerkennung und GPS-Ortung. Die Notruffunktion kann an eine Zentrale oder direkt an Kontakte gekoppelt sein.

Mit und ohne Basisstation

  • Mit Basisstation: Klassische Hausnotrufsysteme, meist für den stationären Einsatz zuhause.
  • Ohne Basisstation: Mobile Notrufuhren oder Armbänder mit integrierter SIM-Karte, die überall funktionieren, wo Mobilfunkempfang besteht.

Mit und ohne Sturzsensoren

  • Mit Sturzsensor: Automatische Erkennung eines Sturzes und selbstständiges Auslösen eines Notrufs, auch wenn der Knopf nicht gedrückt werden kann.
  • Ohne Sturzsensor: Notruf muss aktiv per Knopfdruck ausgelöst werden.

Finanzierung der Notrufsysteme

Mit Pflegegrad

Ab Pflegegrad 1 übernehmen die Pflegekassen die Kosten für ein anerkanntes Hausnotrufsystem in Höhe von bis zu 25,50 Euro pro Monat. Voraussetzung ist, dass die Person über weite Teile des Tages allein ist und im Notfall nicht selbstständig telefonieren kann. Die Kostenübernahme gilt meist nur für stationäre Systeme mit Vertragspartnern der Pflegekassen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Zuzahlung der Pflegekasse in der Regel nur einen Teil der Gesamtkosten abdeckt. Für zusätzliche Leistungen oder technische Erweiterungen sowie bei bestimmten Anbietern kann ein Eigenanteil notwendig werden, den die Nutzer selbst tragen müssen.

Ohne Pflegegrad

Ohne anerkannten Pflegegrad müssen die Kosten selbst getragen werden. Die monatlichen Gebühren für Basispakete liegen zwischen 25 und 40 Euro, je nach Anbieter und Leistungsumfang. Mobile Systeme oder Geräte mit Zusatzfunktionen wie GPS und Sturzerkennung sind oft teurer.

Einmalige Kosten

Für die Anschaffung von mobilen Notrufuhren oder Armbändern fallen häufig einmalige Anschaffungskosten an (zwischen 150 und 300 Euro), hinzu kommen ggf. monatliche Servicegebühren oder Kosten für eine SIM-Karte. Zusätzlich können bei einigen Anbietern einmalige Einrichtungs- oder Installationsgebühren anfallen, beispielsweise für die persönliche Inbetriebnahme oder die Schulung im Umgang mit dem System. Diese Kosten sollten bei der Auswahl des passenden Notrufsystems mit einkalkuliert werden.

Unterschiede bei Anbietern

Wohlfahrtsverbände (lokal/überregional)

Bekannte Anbieter sind das Deutsche Rote Kreuz (DRK), Malteser, Johanniter, Caritas oder der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Sie bieten meist stationäre Systeme an, punkten mit regionaler Präsenz, transparenter Kostenstruktur und Zusatzleistungen wie Schlüsselhinterlegung und Tagestaste. Installation und Einweisung erfolgen oft persönlich vor Ort.  Die Kostenübernahme durch die Pflegekasse ist bei Vertragspartnern meist problemlos möglich

Privatwirtschaftliche Anbieter

Beispiele sind ProVita, Libify, easierLife, Vitakt oder Sonotel. Sie bieten moderne Technik, innovative Zusatzfunktionen (z. B. GPS, Videoübertragung, Familien-App) und flexible Vertragsgestaltung. Die Systeme sind bundesweit verfügbar, häufig mit eigener Notrufzentrale. Auch hier ist eine Kostenübernahme durch die Pflegekasse möglich, sofern der Anbieter als Vertragspartner zugelassen ist.

Weitere Faktoren

Datenschutz und Datensicherheit

Mit der Nutzung von GPS und Mobilfunktechnologie ist der Schutz persönlicher Daten besonders wichtig. Anbieter sollten transparent über Datenspeicherung und -verarbeitung informieren, Daten verschlüsselt übertragen und Nutzern das Recht auf Auskunft und Löschung einräumen.

Wartung, Service und Zuverlässigkeit

Die Funktionsfähigkeit muss jederzeit gewährleistet sein. Dazu gehören regelmäßige Wartung, automatische Kontrollanrufe, Selbsttests der Geräte und ein schneller technischer Support. Akkus und Batterien sollten regelmäßig überprüft werden.

Barrierefreiheit und Benutzerfreundlichkeit

Eine einfache Handhabung ist entscheidend: große, gut tastbare Knöpfe, klare akustische und optische Rückmeldungen, wasserfeste Geräte und verständliche Bedienungsanleitungen sind Merkmale guter Systeme.

Integration in Smart-Home-Systeme

Moderne Notrufsysteme lassen sich zunehmend in Smart-Home-Lösungen integrieren, z. B. zur automatischen Steuerung von Licht oder Türöffnung für Rettungskräfte.

Notfallmanagement und Hinterlegung von Informationen

Viele Anbieter ermöglichen die Hinterlegung wichtiger Informationen wie Medikamentenpläne, Allergien oder Kontaktdaten von Angehörigen, die im Notfall direkt an Rettungsdienste weitergegeben werden können. Darüber hinaus bieten manche Anbieter die Möglichkeit, einen Wohnungsschlüssel sicher zu hinterlegen. Im Notfall kann so den Rettungskräften ein schneller und gewaltfreier Zugang zur Wohnung ermöglicht werden, was wertvolle Zeit spart und Schäden an Türen vermeidet.

Vertragsbedingungen und Kündigungsfristen

Vor Vertragsabschluss sollten Mindestlaufzeiten, Kündigungsfristen, Kosten bei Vertragsbeendigung oder Geräteverlust sowie Testphasen sorgfältig geprüft werden.

Sprachsteuerung und automatische Alarmerkennung

Einige Systeme bieten die Möglichkeit, per Sprachbefehl einen Notruf auszulösen oder setzen auf automatische Alarmerkennung durch Auswertung von Bewegungsmustern oder Vitalparametern.

Fazit

Notrufsysteme bieten heute ein breites Spektrum an Lösungen für mehr Sicherheit im Alltag – vom klassischen Notrufknopf bis zur modernen Smartwatch mit Sturzerkennung und GPS. Die Wahl des passenden Systems hängt von den individuellen Bedürfnissen, dem gewünschten Funktionsumfang und den finanziellen Möglichkeiten ab. Während Wohlfahrtsverbände durch regionale Nähe und bewährte Strukturen punkten, bieten privatwirtschaftliche Anbieter oft innovative Technik und flexible Tarife. Beratung und der Vergleich der Angebote sind nötig, um die individuell richtige Lösung zu finden. Bei anerkanntem Pflegegrad erleichtert unter Umständen die Kostenübernahme durch die Pflegekasse die Entscheidung für ein Notrufsystem.


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