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Digitale Hilfesysteme für Senioren

Amiravita News, 23. Mai 2022

Digitale Hilfe-Systeme für SeniorInnen

Digitale Hilfsmittel und Systeme für pflegebedürftige Menschen, Senioren und Seniorinnen sowie deren Angehörige liegen im Trend. Immer mehr Anbieter möchten den oft anstrengenden Pflege- und Betreuungsalltag für die Betroffenen erleichtern. Alle neuen Geräte und Systeme habe ein Ziel die Lebensqualität zu verbessern. Es gibt für fast alle Räume in der Wohnung oder im Haus den passenden digitalen Helfer, um SeniorInnen bestmöglich unterstützen und schützen können. Dabei sollen sich alle Beteiligten mit einem sichereren Gefühl durch den Tag bewegen können.

Informieren Sie sich hier über Funktionsweise, Leistungen und Kosten:

Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für Erkrankungen, die zu abnehmender Sehkraft führen oder die Mobilität so stark einschränken, dass sich das Sturzrisiko deutlich erhöht. Hinzu kommen nicht selten kognitive Einschränkungen und Vergesslichkeit. Mit altersgerechten, digitalen Assistenzsystemen können kleinere und größere Schwächen im Alter abgefedert werden. Inzwischen achten die Anbieter verstärkt darauf, dass sich die Systeme auch noch im hohen Alter leicht bedienen lassen.

Mit Hilfe eines gedanklichen Rundgangs durch die einzelnen Räume einer Wohnung bekommen Sie einen guten Überblick über die verschiedenen Systeme der Alltagsunterstützung:

Flur Verlassen der Wohnung

Bevor das Haus oder die Wohnung verlassen wird, kann über einen Knopfdruck eines Zentralausschalters die Stromzufuhr an allen Elektrogeräten und vorher festgelegten Steckdosen (bis auf den Kühlschrank/Kühltruhe) abgeschaltet werden. Somit wird beispielsweise die Gefahr eines Wohnungsbrandes durch einen nicht abgeschalteten Herd vermieden. Für diese automatische Deaktivierung aller Geräte bei Verlassen des Hauses werden alle Geräte und Schalter vernetzt und reagieren auf eine zentrale Steuerung: Damit werden beim Verlassen der Wohnung die Heizung automatisch herunter gefahren, die Alarmanlage eingeschaltet und vorab bestimmte Geräte ausgeschaltet.

Intelligente Fenster und Türen teilen Ihnen beim Verlassen der Wohnung mit, dass sie noch geöffnet sind. Manche können sich sogar von selbst schließen. Jalousien mit einer eingebauten Zeitschaltuhr schließen und öffnen sich von allein. Diese stellen auch einen sehr guten und sicheren Einbruchschutz dar.

Wohnzimmer

Ein Tür- und Telefonklingelverstärker hilft, wenn Schwerhörigkeit vorliegt. Das Klingelsignal wird mittels Verstärker übertragen, an ein oder mehrere Empfangsgeräte, die in anderen Räumen der Wohnung platziert sind. Der Sender überträgt den Klingelton, der wiederrum laut ertönt, aufleuchtet oder vibriert. Für gehörlose Menschen übernehmen teilweise die Pflegekassen die Kosten.

Ein Hausnotrufsystem ist ein elektronisches Meldesystem, das mit einer Notrufzentrale verbunden ist. Diese kann im Bedarfsfall Hilfe organisieren, wenn pflegebedürftige, ältere Menschen oder alleinlebende Personen sich in einer Notlage bemerkbar machen. Die gängigen Hausnotrufgeräte werden bei vorliegendem Pflegegrad von den Pflegekassen bezuschusst. Es fällt eine Anschlussgebühr (zwischen 10 und 50 Euro) an, die selbst getragen werden muss. Der monatliche Betrag (ca. 20 Euro) wird übernommen.

Hausnotrufsysteme haben den Vorteil, dass ein barrierefreier Notruf an eine vorab bestimmte Kontaktperson oder Notrufzentrale gesendet werden kann. Es wird per Knopfdruck eine telefonische Verbindung mit Freisprechfunktion genutzt.

Inzwischen gibt es Anbieter von smarten Hausnotruf-Systemen. Sie unterscheiden sich darin, dass sie eine Satelliten- und zellbasierte Technologie besitzen, mit der NutzerInnen sowohl zu Hause als auch unterwegs noch besser abgesichert sind. Zudem sind die Geräte optisch nicht mehr sofort als Senioren-Hilfsmittel erkennbar, da sie in zeitgemäßem Design erscheinen. Auch technisch gesehen leisten die smarten Modelle mehr:

  • Inklusive App, über die Angehörige im Notfall umgehend auch per Tracking! informiert werden
  • Integrierte, smarte Sensoren: Sturzmeldung, Feuermeldung, Inaktivitätsmeldung (z.B. bei Ohnmacht)
  • Zwei-Wege-Sprechverbindung mit hoher Sprachqualität, auch wenn sich die Person nicht in der Nähe des Gerätes befindet
  • Nahezu 100%ige Netzabdeckung in Deutschland
  • Geofence-Funktion: Integriertes Softwareprogramm, das mit GPS geografische Grenzen ziehen kann und somit einen Bewegungsradius vorgibt, z.B. für dementiell veränderte Menschen mit einer Weglauftendenz
  • Kleines Mobilteil in Taschengröße mit integrierter M2M-SIM-Karte und Standortübermittlungsfunktion. Dieses ist mit der Basisstation gekoppelt und mit einer GPS-Funktion ausgestattet; es eignet sich besonders auf Reisen oder für Menschen, die eine Armbanduhr/Halskette mit Notrufknopf vehement ablehnen.

Küche

Eine Herdabschaltautomatik reagiert in gefährlichen Situationen mit einem Warnton und schaltet den Herd automatisch aus. Bei dieser Vorrichtung wird ein Gerät zwischen Herd und Steckdose an der Wand angebracht. Dann wird eine feste Zeit eingestellt, die für das Zubereiten und Kochen benötigt wird. Nach Ablauf dieser Zeit wird die Stromzufuhr unterbrochen. Es gibt auch Geräte mit einem Bewegungsmelder bzw. Anwesenheitsdetektor. Die Herdplatte arbeitet dann nur, wenn eine Person im Raum steht oder umherläuft. Verlässt die Person die Küche, geht der Herd von allein aus.

Es gibt batteriebetriebene Pillendosen mit mehreren Fächern und eingebauter Uhr, die an die regelmäßige Einnahme bestimmter Medikamente erinnern. Diese Dosen eignen sich für viele ältere Menschen, die dazu neigen, ihre Tabletten nicht regelmäßig einzunehmen. Die Dose vibriert und gibt ein Alarmsignal. Außerdem schließt die Dose das Fach der einzunehmenden Tabletten, so dass einer Überdosierung vorgebeugt wird. Einige Privatversicherungen übernehmen die Kosten oder geben einen Zuschuss.

 

Schlafzimmer

Sensortrittmatten oder Sturzsensorböden sind Fußbodenbeläge, die unter Teppichen und sogar Fliesen verlegt werden können. Im Falle eines Sturzes meldet der Sensor den Sturz automatisch an die eingestellten Notfallkontakte. Eine neue Version ist eine Art Schwelle am Bettrahmen, die seitlich montiert wird und auf das Aufstehen und aus dem Bett steigen reagiert. Solche Matten, ebenso wie Bewegungsmelder oder Dämmerungssensoren, können auch Orientierungslichter anschalten. Die Geräte funktionieren über einen Stromanschluss oder über Batterie. Der Alarm kann an einen separaten Empfänger weitergeleitet werden.

So genannte Wearables sind tragbare Kleinstcomputer, intelligente Geräte in Form einer Armbanduhr mit Fitness-Tracker. Diese Geräte zeichnen die verschiedenen Vitalparameter, wie Herzfrequenz, Puls, Blutdruck, etc. auf und werten sie aus. So lässt sich insbesondere in den Schlaf- und Ruhephasen - in denen Angehörige von pflegebedürftigen Menschen oft nicht anwesend sind - die Gesundheit beobachten. Manche Geräte können bei alarmierenden Vitalwerten sogar eine Meldung an ein Hausnotrufsystem übertragen.

Moderne Blutdruckmesser übermitteln die Werte per Bluetooth oder WLAN zunächst an ein Smartphone, wo sie auf einem Server oder in einer Cloud gesammelt und gespeichert werden. Für Pflegebedürftige, für die es körperlich schwer ist, einen Arztbesuch durchzuführen, können so die Werte dem Arzt schnell übermittelt werden. Teilweise können solche Blutdruckmessegräte vom Arzt verordnet werden, wenn eine chronische Erkrankung vorliegt. In diesem Fall übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die Anschaffung.

Bad

Mit Hilfe neuer, smarter Inkontinenzversorgung kann die Lebensqualität von Betroffenen erhöht und der Arbeitsalltag von pflegenden Angehörigen erleichtert werden. Ein kleiner Inkontinenz-Sender aus Kunststoff wird auf den Streifen der dazugehörigen Windelhose geklickt. Dort misst der Sender die Feuchtigkeit in der Hose. Muss die Windelhose gewechselt werden, erhält die pflegende Person eine Nachricht auf dem Handy oder einem anderen mobilen Endgerät. Ein monatliches Abo für Hosen und Sender kostet etwa 100 Euro und wird leider nicht von den Krankenkassen übernommen. Es eignet sich vor allem für diejenigen Angehörigen, die aktiv die pflegerische Versorgung auch nachts übernehmen müssen und Pflegebedürftige mit einem hohen Risiko für einen Dekubitus oder Hautinfektionen aufgrund der permanenten Nässe aufweisen.

Unterstützen die Pflege- oder Krankenkassen ein Smart Home?

Leider übernehmen die Kranken- und Pflegekassen kaum etwas von diesen Hilfsmitteln, so dass ein Großteil der Kosten selbst getragen werden muss.

Wenn es um Technologien innerhalb der Wohnung geht, wird die Pflegekasse nur in seltenen Einzelfällen die Kosten hierfür übernehmen. Wenn diese Technologien jedoch als wohnumfeldverbessernde Maßnahme beantragt werden, könnten die Pflegekassen diese mit 4000 Euro bezuschussen. D.h. wenn es sich bei dem Antrag um Umbauten und technische Hilfen handelt, die die häusliche Pflege überhaupt erst ermöglicht oder erheblich erleichtert und die Voraussetzungen für eine solche Maßnahme vorliegen (mindestens Pflegegrad 1), dann besteht die Möglichkeit einer (teilweisen) Kostenübernahme durch die Pflegekasse.

Hinweis: Bitte immer erst den Antrag stellen und die Genehmigung abwarten, bevor teure Maßnahmen umgesetzt werden. Sollte die Pflegekasse ablehnen, müssen die gesamten Kosten sonst selbst getragen werden.

Die gesetzlichen Pflegekassen finanzieren die Basisvarianten von Hausnotrufsystemen mit 25,50 Euro pro Monat. Alle zusätzlichen Technologien müssen selbst finanziert werden.

Für die Kosten von Blutdruckmessgeräten kommt eventuell die Krankenkasse auf. Eine Nachfrage für Zuschüsse lohnt ebenso für Aufstehhilfen und digitale Tablettenspender.

Bisher hat keine dieser neueren Technologien in Studien nachweislich die Lebensqualität älterer Menschen gesteigert. Ohne diese Nachweise durch Studien werden leider oft die Kosten nicht erstattet. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis es ausreichend Studien gibt, die den Nutzen nachweisen können. Erst dann besteht die Chance, dass sie als Pflegehilfsmittel anerkannt werden.

Die Verbraucherzentrale des Bundes schlägt dennoch einen Erstattungsanspruch vor, wenn die Produkte einen pflegerischen Nutzen erfüllen. Es lohnt sich also nachzufragen.

Auch die Krankenkassen übernehmen Kosten für Hilfsmittel, sofern die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt werden (Diagnose und Verordnung vom Arzt). So kann möglicherweise eine Tracking-Uhr von den Kassen finanziert werden, wenn durch diese Uhr eine Behinderung ausgeglichen wird und die hilfebedürftige Person sich ohne Aufsichtsperson in der Öffentlichkeit bewegen kann.

Da das Smart Home im Pflege- und Betreuungsrahmen noch neu ist und die Wirksamkeit der vielen verschiedenen Technologien noch nicht wissenschaftlich in Studien geprüft und bestätigt werden konnte, bleibt die Kostenübernahme von digitalen Helfern ungeklärt. Wir empfehlen aber, in jedem Fall eine Beantragung zu wagen. Bei Ablehnung kann dann Widerspruch eingelegt werden.

 Sie möchten mehr über technische Hilfesysteme für SeniorInnen erfahren?

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung stellt den Onlinedienst Wegweiser Alter & Technik zur Verfügung https://www.wegweiserportal.de/. Hier lässt sich das passende System finden und man kann die verschiedenen technischen Lösungen kennenlernen.


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