
Der Zusammenhang von Arbeit und psychischen Problemen
Die Gründe einer Krankmeldung haben sich im letzten Jahrzehnt stark verändert und so sind mittlerweile psychische Störungen die zweithäufigste Ursache für einen Arbeitsunfähigkeitstag und auch die Anzahl der Fälle hat sich verdoppelt, Tendenz steigend.
Betroffene erhalten leider erst nach langer Wartezeit die nötige Hilfe um wieder gefestigt in den (Arbeits-)Alltag zu gehen.
Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind betroffen
Waren es bis vor kurzen noch hauptsächlich Frauen, die eine Krankmeldung aus psychischen Gründen hatten, steigt nun auch die Anzahl der Männer. Diese gehen zwar immer noch seltener wegen des Gemüts zum Arzt als Frauen aber wenn, dann fallen sie länger bei der Arbeit aus.
- 16,3% aller Krankheitsarten in Deutschland sind aktuell psychische Störungen
- 7% aller Krankmeldungen sind aufgrund von psychischen Belastungen.
- 5,6% aller AU-Tage sind allein aufgrund von depressiven Episoden
Belastungen machen auch vor jungen Arbeitnehmern keinen Halt. So ist die Anzahl der Fehltage aufgrund einer psychischen Belastung bei Auszubildenden seit dem Jahr 2000 um 108% gestiegen.
Die Belastungen können durch die Arbeit ausgelöst werden
In den 2000er Jahren waren es hauptsächlich Arbeitslose, die überproportional von psychischen Diagnosen betroffen waren, im letzten Jahrzehnt sind vor allem Berufstätige diejenigen, die Hilfe suchen.
Arbeit macht uns krank, wenn wir zu viel oder zu wenig davon haben.
Überforderung kann zu einem Burnout führen aber auch Unterforderung am Arbeitsplatz zu einem Boreout.
Beides sind weniger Krankheitsbilder als vielmehr Ursachen, die zu Folgeerkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen führen könne.
Die Arbeitskraft kann dabei durch folgende Symptome beeinträchtigt sein:
- Körperlich: Mattigkeit, Müdigkeit
- Emotionale: Frustrationsgefühle, Lustlosigkeit
- Motivation: Antriebs- und Interessenverlust
- Kognitiv: verringerte Aufnahmefähigkeit und Konzentration
- Soziale: Rückzug, Gereiztheit den Kollegen gegenüber
Schnell kompetente Hilfe zu bekommen ist schwer
Jeden Monat fragen durchschnittlich 17,7 Patienten nach einer Behandlung in Deutschland. Erstgespräche bei niedergelassenen Psychotherapeuten finden andererseits durchschnittlich nur 4,2-mal im Monat statt.
- Im Durchschnitt warten Betroffene 3 Monate auf ein Erstgespräch
- In 31,5% der Fälle sogar länger
- Die Behandlung fängt in 71,9% der Fälle erst 3 Wochen später an
Quellen:
- Gesundheitsreport TK 2017
- Statistisches Bundesamt: Hauptkrankheitsarten für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland bis 2016
- Statistisches Bundesamt: Statistiken zu psychischen Erkrankungen
- BPtK-Studie zu Wartezeiten in der ambulanten psychotherapeutischen Versorgung, Umfrage der Landespsychotherapeutenkammern und der BPtK
- Müdigkeit bei Burnout und Boreout, SWISS Medical Forum