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Weglaufgefahr und motorische Unruhe bei Demenz

Amiravita News, 20. März 2025
© beeboys – stock.adobe.com

Weglaufgefahr und motorische Unruhe bei Demenz

Unruhe und Bewegungsdrang – eine ernstzunehmende Herausforderung

Immer wieder hören wir von besorgten Angehörigen, dass ihre Liebsten unruhig sind, rastlos im Haushalt umherlaufen und manchmal sogar das Haus verlassen haben, ohne zurückzufinden. Auch in den Medien gibt es immer wieder Meldungen über ältere Menschen, die vermisst werden – nicht selten mit tragischen Folgen. Während einige glücklicherweise wohlbehalten aufgefunden werden, endet es in anderen Fällen mit schweren Verletzungen oder gar tödlich.

Doch wie kommt es zu diesem Bewegungsdrang? Was sind die Ursachen? Und was können Angehörige tun, um Risiken zu minimieren?

Warum tritt motorische Unruhe auf?

Bewegung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Sie hält uns körperlich und geistig fit und sorgt für Ausgeglichenheit. Bei Menschen mit Demenz kann der Bewegungsdrang jedoch besonders ausgeprägt sein. Das ständige Umherwandern mag auf Außenstehende ziellos oder rastlos wirken, erfüllt für Betroffene aber oft eine wichtige Funktion.

Mögliche Ursachen für diesen Bewegungsdrang sind:

  • Innere Unruhe und Ängste – Viele Demenzkranke fühlen sich unsicher oder orientierungslos und versuchen, durch Bewegung Beruhigung zu finden.
  • Vergangene Routinen – Manche Menschen wandern, weil sie früher beruflich oder privat viel unterwegs waren und diese Gewohnheiten tief verankert sind.
  • Unverstandene Bedürfnisse – Hunger, Durst, Schmerzen oder der Drang zur Toilette können den Bewegungsdrang auslösen.
  • Langeweile und fehlende Beschäftigung – Ein Mangel an Anreizen oder strukturierenden Aktivitäten kann das Umherwandern verstärken.
  • Nebenwirkungen von Medikamenten – Einige Arzneimittel können Unruhe und Bewegungsdrang begünstigen.
  • Schmerzen als Ursache – Körperliche Beschwerden können zu verstärkter Unruhe führen.

Welche Gefahren bestehen?

Unkontrolliertes Weglaufen kann schwerwiegende Folgen haben:

  • Orientierungslosigkeit – Demenzkranke verlieren oft die Fähigkeit, sich zurechtzufinden, selbst in vertrauter Umgebung.
  • Verletzungsrisiko – Stürze, Unfälle im Straßenverkehr oder Unterkühlung sind häufige Gefahren.
  • Verlust von Flüssigkeit und Nahrung – Wer längere Zeit umherirrt, kann dehydrieren oder unterzuckern.
  • Angst und Panik – Orientierungslosigkeit kann zu großer Verzweiflung führen, was die Situation zusätzlich verschärft.
  • Gewichtsabnahme verhindern – Ein stetiger Bewegungsdrang kann dazu führen, dass Betroffene zu wenig Nahrung aufnehmen und an Gewicht verlieren.

Freiraum gewähren, Gefahren vermeiden

Menschen mit Demenz haben das Bedürfnis nach Bewegung. Es ist wichtig, ihnen Freiraum zu lassen, gleichzeitig aber auch für ihre Sicherheit zu sorgen:

  • Stürze verhindern – Teppiche sichern, Haltegriffe anbringen und rutschfeste Schuhe tragen lassen.
  • Auf Gesundheit achten – Körperliche und psychische Beschwerden sowie Medikamente können ein Herumwandern auslösen. Ein Arztbesuch kann helfen, die Ursachen zu klären. Beruhigende Medikamente sollten nur in Absprache mit einem Arzt eingesetzt werden, da sie oft wenig Einfluss auf das Herumwandern haben und weitere Gesundheitsprobleme verursachen können.

Erschöpfung und Weglaufen verhindern

Das Weglaufen ist eine große Gefahr für die betroffene Person und eine enorme Belastung für Angehörige. Die Weglaufgefahr lässt sich nicht völlig vermeiden, jedoch mit geeigneten Maßnahmen reduzieren:

  • Gründe für das Umherwandern verstehen – Oft möchte die Person sich einfach bewegen, etwas suchen oder ist örtlich und zeitlich verwirrt.
  • Das Weglaufen verhindern – Menschen mit Demenz können sich verirren und lebensgefährlich bedroht sein. Versuchen Sie, das Weglaufen zu verhindern, aber achten Sie darauf, die Freiheit nicht unnötig einzuschränken:
    • Halten Sie Gegenstände wie Schirme oder Mäntel außer Sichtweite.
    • Verstecken Sie die Haustür hinter einem Vorhang oder einem Plakat.
    • Nutzen Sie technische Hilfsmittel wie komplizierte Schlösser, Klangspiele, Sensormatten oder Lichtschranken an der Haustür.
    • Informieren Sie Nachbarn und Menschen in Ihrer Umgebung, damit sie im Notfall helfen können.
    • Statten Sie die betroffene Person mit einer Karte mit Namen, Adresse und Telefonnummer von Angehörigen aus – in einer Jackentasche oder Handtasche.
    • Haben Sie ein aktuelles Ganzkörperfoto Ihres Angehörigen – Falls es zu einem Verschwinden kommt, kann dies den Rettungskräften bei der Suche helfen.
    • Verfügbare Kleidungsstücke reduzieren – Legen Sie nur ausgewählte, der Jahreszeit entsprechende Kleidung in greifbare Nähe. Nicht benötigte Kleidungsstücke sollten aussortiert oder eingelagert werden. Dies erleichtert die Wahl passender Kleidung und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Person wettergerecht angezogen ist.

Welche Hilfsmittel gibt es?

Um das Risiko des Weglaufens zu minimieren, gibt es verschiedene unterstützende Maßnahmen:

Technische Hilfsmittel:

  • GPS-Sender in Schuhsohlen oder Kleidung – Diese können als Uhr oder anderweitig integriert sein. Wichtig ist, die Anzahl der verfügbaren Schuhe zu minimieren und den Sender in allen benutzten Schuhen (Haus- und Straßenschuhe) zu platzieren.
  • Allgemeine GPS-Sender an Schlüssel oder Uhren – Diese erfordern, dass die betroffene Person den Gegenstand bei sich trägt – was nicht immer der Fall ist. Daher empfiehlt es sich, verschiedene Ortungsmöglichkeiten zu kombinieren. Diese Systeme können mit Sturzsensoren und Bewegungsmeldern erweitert werden, um eine schnelle Alarmierung zu ermöglichen.
  • Türsensoren, Bewegungsmelder, Kameras und Türmatten – Diese Hilfsmittel können eine Warnung auslösen, wenn die Person das Haus verlässt.
  • Informieren Sie sich bei Ihrer Kranken- und Pflegekasse – In vielen Fällen kann ein Antrag auf Kostenübernahme oder Zuschuss für Hilfsmittel gestellt werden.

Personalisierte Hilfsmittel:

  • Personalisierte Armbänder – Mit Name und Kontaktdaten, um im Notfall schnell Hilfe zu erhalten.
  • Sichere Kleidung – Schuhe mit auffälligen Farben oder reflektierende Kleidung erleichtern das Auffinden.

Betreuungsmaßnahmen:

  • Betreute Spaziergänge – In Gruppen oder mit einer Betreuungsperson, um den Bewegungsdrang in sichere Bahnen zu lenken.

Datenschutz und rechtliche Aspekte

Beachten Sie, dass Tracking-Systeme, Kameraüberwachung und Bewegungs- oder Trittsensoren nur mit Zustimmung der betroffenen Person erfolgen dürfen. Im Idealfall sollte eine solche Überwachung in einer Vorsorgevollmacht vermerkt werden.

Fazit

Motorische Unruhe und Weglaufgefahr sind ernstzunehmende Herausforderungen im Umgang mit Demenzkranken. Angehörige sollten versuchen, die Ursachen zu verstehen und mit geeigneten Maßnahmen gegenzusteuern. Sicherheit, Beschäftigung und technische Hilfsmittel können dazu beitragen, gefährliche Situationen zu vermeiden und die Lebensqualität aller Beteiligten zu verbessern.


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