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Messi-Syndrom

Amiravita News, 23. Oktober 2023

Das Messi-Syndrom

Erkennen und Helfen

Je länger wir leben, desto mehr Dinge sammeln wir an. Doch wenn Wohnräume so zugestellt sind, dass sie kaum durchquert werden können oder sogar das Wohlergehen der Betroffenen gefährdet ist, könnte es sich um ein Messi-Syndrom handeln. Hierbei ist es wichtig, dieses pathologische Horten als solches zu erkennen, einzuordnen und einfühlsam mit der Situation umzugehen.

Was versteht man unter dem Messi-Syndrom?

Die Bezeichnung Messi-Syndrom beschreibt das sogenannte pathologische Horten, bei dem die Betroffenen große Schwierigkeiten damit haben, sich von Dingen und Gegenständen die von außen oft als nutzlos betrachtet werden, zu trennen.

Anders als bei Sammlern und Sammlerinnen werden die Gegenstände in ungeordneter Weise angehäuft und es gibt kein System (mehr) zum Beispiel in Form von Ordnern oder Setzkästen. Wohnräume werden mit der Zeit so zugestellt, dass sie kaum noch genutzt werden können. So häufen sich beispielsweise so viele Zeitschriften auf den Arbeitsflächen in der Küche an, dass die Nahrungszubereitung nicht mehr möglich ist. Oder das Badezimmer kann wegen der Anhäufung von Gegenständen nicht mehr genutzt werden. Teils kommt der Drang dazu, neue Dinge zu kaufen oder mitzunehmen, wenn sie frei verfügbar sind, wie zum Beispiel der Sperrmüll an der Straße. Neben Problemen mit dem Platz kann die Unordnung auch ein Sicherheits- oder Brandrisiko darstellen oder gar Ungezieferbefall provozieren.

Diese Störung kann das häusliche, gesellschaftliche und berufliche Leben der Betroffenen massiv beeinträchtigen. Nach Schätzungen durch Selbsthilfegruppen sind ca. 2,5 Millionen Menschen in Deutschland betroffen. Teilweise werden keine anderen Personen mehr in das eigene Zuhause gelassen, auch keine Familienmitglieder, weil die Unordnung mit Scham verbunden ist, oder die Sorge besteht sich rechtfertigen zu müssen.

Es handelt sich beim Messi-Syndrom keineswegs um eine Angewohnheit, die sich durch Ermahnung und Disziplin und ggf. das Eingreifen von außen durch Aufräumaktionen einfach in den Griff bekommen lässt. Das pathologische Horten ist eine Krankheit und wird der Gruppe der Zwangsstörungen und verwandter Störungen zugeordnet.

Was ist der Grund für das Horten?

Das Messi-Syndrom kann eigenständig oder als Teil einer anderen psychiatrischen Erkrankung, wie Zwangsstörungen, Depressionen, Suchterkrankungen, Demenz oder Aufmerksamkeit-Defizit-Störungen, auftreten. Zum Teil leiden Betroffene an zusätzlichen Störungen, beispielsweise eine Schizophrenie oder Wahnvorstellungen, was den sozialen Rückzug weiter verstärken kann. Teilweise kann die Tendenz zum Horten auch der eigenen Familiengeschichte entstammen oder eine Sammelleidenschaft sein, die sich bis zum Horten ausgeweitet hat.

Das Vorgehen bei zwanghaften Messies wirkt innerhalb der Unordnung dennoch strukturiert (z.B. alle leeren Becher einer bestimmten Joghurtmarke befinden sich in einem Raum). Tritt das Verhalten als Teil einer Suchterkrankung auf, besteht eher völliges Chaos, was den Kontrollverlust während der Suchterkrankung widerspiegeln kann.

Bei an Demenz Erkrankten kann das Horten von Gegenständen der Versuch sein, sich die Welt ein Stück zu erhalten, um dem krankheitsbedingten Verlust der eigenen Geschichte zu begegnen.

Das Anhäufen von Gegenständen und Dingen wirkt für die Betroffenen entlastend und vermittelt das Gefühl von Sicherheit. Oft besteht eine emotionale Bindung zu den gehorteten Gegenständen, da sie an bestimmte Personen oder Ereignisse erinnern. Oder Dinge werden mit der Begründung behalten, dass sie noch einmal gebraucht werden könnten. Die Trennung von den angehäuften Dingen wird häufig mit Stress und Angst besetzt oder sogar als Verlust eines Teils der eigenen Identität erlebt. Betroffene sind teils sehr unsicher und ängstlich und leiden darunter, die Situation nicht selbst bewältigen zu können.

Wie kann ich einem Menschen mit Messi-Syndrom helfen?

In aller erster Instanz ist es wichtig, einfühlsam auf die betroffene Person zuzugehen und zu betonen, dass Sie um das Wohlergehen besorgt sind. Wesentlich ist es, den Weg möglichst gemeinsam zu gehen.

Die Krankheitseinsicht kann hierbei sehr unterschiedlich sein. Während die einen erkennen, dass Ihre Weigerung sich von Gesammeltem zu trennen irrational ist und zu Defiziten führen kann, sind andere trotz erheblicher objektiver Einschränkungen davon überzeugt, dass Ihr Verhalten unproblematisch ist.

Wenig hilfreich ist es, wenn die Wohnung von anderen Personen aufgeräumt oder gesäubert wird. Hierdurch verändern sich weder die innere Zerrissenheit noch die Hilflosigkeit, von der die Betroffenen oft beherrscht werden. Solche Aktionen können sogar schädlich sein, weil sich Betroffene für das Chaos in ihrem Wohnbereich schämen und damit das Selbstwertgefühl weiter beeinträchtigt wird. Je nachdem wie hoch die Bindung an die Gegenstände ist, kann hierdurch sogar zusätzlich eine psychische Krise ausgelöst werden.

Um das Messie-Syndrom zu überwinden, ist es wichtig die genaue Ursache zu klären. Ein erster Schritt kann das gemeinsame Gespräch mit dem Hausarzt oder der Hausärztin sein, mit der Frage nach der Ursache.  

Wenn eine psychische Erkrankung die Grundlage bildet, kann diese ggf. medikamentös behandelt werden, um auch den anderen Symptomen zu begegnen, welche die Lebensqualität einschränken. Eine psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlung bei einem Facharzt mit entsprechenden Medikamenten, kann hierbei von einer geeigneten Verhaltenstherapie begleitet werden. Diese Therapie konzentriert sich z.B. darauf, Patienten dabei zu helfen, Gegenstände wegzuwerfen, keine neuen Besitztümer zu erwerben (wenn übermäßiger Erwerb ein Problem darstellt) und ihre Entscheidungsfähigkeit zu verbessern.

Wie kann ich mit selbst Unterstützung für die Situation holen?

Nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Freunde und Angehörige kann das Messi-Syndrom eine große Herausforderung sein. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich ebenfalls gut über den Umgang mit dem oder der Betroffenen informieren, aber auch Raum für Ihre eigenen Sorgen haben. Auf Dauer kann die Begleitung sehr belastend sein, egal wie sehr Sie versuchen, sich darauf einzulassen. Hierbei ist es möglich, das Angebot zur Vernetzung durch Selbsthilfegruppen zu nutzen, die Deutschlandweit zu dem Thema angeboten werden.

Achten Sie auf sich, denn nur so, können Sie das Leben Ihrer Lieben kontinuierlich begleiten.

 


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