Fakten zu Pflege und Beruf
Soviele sind doch gar nicht betroffen, oder?
Aufgrund des demografischen Wandels in Deutschland müssen immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Pflege von Angehörigen mit den beruflichen Anforderungen der Arbeitswelt in Einklang bringen. Ohne Unterstützung im Bereich Vereinbarkeit von Pflege und Beruf (auch als Eldercare bekannt) scheitern jedoch viele.
Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind betroffen
Bereits heute gibt es mit rund 5 Millionen mehr pflege- und hilfsbedürftige Menschen als Kinder unter 6 Jahren in Deutschland - Tendenz stark steigend. Ein Großteil der pflegebedürftigen Menschen wird zu Hause gepflegt.
15-20% der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer pflegen einen Angehörigen oder haben einen pflege- oder hilfsbedürftigen bedürftigen Menschen in der Familie.
Oft sind es die älteren und erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die betroffen sind Firmenangehörige, auf die Unternehmen nur schwer verzichten können.
Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf ist eine Herausforderung. Tritt ein Pflegefall auf reduzieren 34% der Beschäftigten ihre Arbeitszeit und 15% geben die Erwerbstätigkeit ganz auf.
Die Belastungen durch die Pflege sind hoch
Die Pflege von einem Angehörigen ist nicht nur zeitaufwendig, sondern auch körperlich und psychisch sehr belastend. Erschwerend kommt hinzu, dass das Thema Pflege tabuisiert wird. Häufig wagen es die Betroffenen nicht, an ihrer Arbeitsstelle von den Belastungen zum Beispiel durch einen demenzkranken Angehörigen zu erzählen.
Zwischen 8,1 und 13,4 Stunden pro Woche sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchschnittlich zusätzlich mit der Pflege von Angehörigen beschäftigt.
Die Folgen für die Gesundheit der pflegenden Angehörigen sind gravierend:
- 27% aller pflegenden Angehörigen sind durch die Pflege gesundheitlich angegriffen (bei Demenzerkrankungen bis zu 37%)
- 19,5% der pflegenden Angehörigen leiden an Depressionen
- 16% aller pflegenden Angehörigen haben überdurchschnittlich oft Rückenschmerzen, die häufigste Ursache einer Krankmeldung in Deutschland
Ein Pflegefall stellt auch immer eine finanzielle Belastung dar. Daher ist es natürlich von Interesse zu wissen was die Voraussetzungen für einen Pflegegrad sind und wie ein Pflegeantrag gestellt wird.
Gute Pflegeberatung ist schwer zu finden
Tritt ein Pflegefall auf, entstehen viele Herausforderungen und Fragen. Betroffene fühlen sich oft überfordert und hilflos und müssen viele Stunden aufwenden, um Sachverhalte zu verstehen.
Pflegebedürftige und ihre Angehörigen wissen häufig nicht, an wen sie sich wenden können:
- Eine Vielzahl an Beratungsstellen erschwert es, gezielt einzelne Informationen zu bekommen
- Viele Beratungsstellen sind schwer erreichbar
- Im Internet befinden sich zahlreiche falsche und verwirrende Informationen
Gut informiert über die Leistungen der Pflegeversicherung fühlen sich nur 44% der Pflegebedürftigen.
So haben 2017 nur 70% aller Pflegebedürftigen eine neue monatliche extra Zahlung von 125 Euro, den Entlastungsbetrag, in Anspruch genommen und auch die Möglichkeit der Verhinderungspflege ist noch nicht allen bekannt.
Rund ein Drittel aller Pflegebedürftigen erhalten den Pflegegrad 1, mit dem man nicht viel Unterstützung erhält (LINK auf Blog). Auch hier wissen viele nicht um die Möglichkeit einen Widerspruch zu schreiben bzw. wie dieser formuliert werden soll.
Quellen und weiterführende Links
- Studie: "Folgekosten mangelnder Vereinbarkeit von Beruf und Pflege" der Universität Münster und der Steinbeis-Hochschule Berlin
- Amiravita Pflege Studie 2011
- Studie: Pflege und Unterstützung durch Angehörige des Deutschen Zentrums für Altersfragen 2016
- Befragung zur Situation von pflegenden Angehörigen des Zentrum für Qualität in der Pflege 2017
- Pflege-Report, DAK 2015
- Wineg Befragung: Pflegen: Belastung und sozialer Zusammenhalt 2014