Die Familienpflegezeit hat keine Entlastung für Arbeitnehmer mit pflegebedürftigen Angehörigen gebracht. Das Freistellungs-Modell, das seit Januar 2012 besteht, ist weder für Arbeitgeber noch für betroffene Arbeitnehmer attraktiv, so dass weniger als 200 Unternehmen die Familienpflegezeit in den ersten 12 Monaten eingeführt haben.
Neue Maßnahmen seitens der Politik, die die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf ermöglichen, sind deswegen dringend notwendig.
Im Rahmen des Demografiegipfels, der im Mai in Berlin stattfand, regte SPD-Vize-Chefin Manuela Schwesig eine verbesserte Familienpflegezeit an. In Anlehnung an die Elternzeit soll es auch eine bezahlte Familienpflegezeit geben, so Manuela Schwesig.
Die SPD entwickelt derzeit ein sogenanntes 1000-Stunden-Modell, nachdem für entgangenen Lohn ein finanzieller Ausgleich geschaffen werden soll. Angehörige könnten so eine bestimmte Zeit pflegen, und würden vom Staat auch eine finanzielle Unterstützung erhalten.
"Wir sehen das Problem des entgangenen Lohns als ein großes Hindernis zur Inanspruchnahme der Familienpflegezeit", sagt auch Dr. Nicola Rodewald von Amiravita. Eine Förderung durch den Staat, um den Lohnausfall zu begleichen, ist deswegen eine notwendige Maßnahme, um zu gewährleisten, dass sich auch Berufstätige um ihre pflegebedürftigen Angehörigen kümmern können. "Das deutsche Gesundheitssystem ist auf die Mithilfe und Pflege durch Angehörige angewiesen. Anders kann der steigende Pflegebedarf in Deutschland überhaupt nicht abgedeckt werden", ergänzt Rodewald.