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Adipositas- Ursachen und Hilfe

Amiravita News, 16. Oktober 2024
© EnvatoElements, halfpoint

Adipositas- Ursachen und Hilfe

Bei Adipositas handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die professioneller Hilfe Bedarf. Leider fühlen sich die Betroffenen oft schuldig und stigmatisiert, so, dass es Ihnen kaum möglich ist, etwas an ihrer Situation zu ändern. Auch das Umfeld zeigt teils nur wenig Verständnis und verstärkt eher die Scham. Dabei ist es sehr wichtig, den Betroffenen Mut zu machen und sie darin zu bestärken Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Adipositas ist weit mehr als eine Frage des Übergewichts: Es ist eine komplexe Erkrankung, die Betroffene nicht nur körperlich, sondern auch psychisch und sozial schwer belastet. Der Leidensdruck, der durch Diskriminierung, Selbstzweifel und körperliche Beschwerden entsteht, erfordert eine ganzheitliche und einfühlsame Herangehensweise. Nur durch eine Kombination aus medizinischer Versorgung, psychischer Unterstützung und einem bewussten gesellschaftlichen Wandel können die vielfältigen Belastungen langfristig gemildert werden.

Definition Adipositas

Auch wenn es wertvoll ist, unsere Unterschiede in Größe und Gewicht als etwas Positives wahrzunehmen, ist es gleichzeitig wichtig, nicht zu unbekümmert mit dem Thema Übergewicht umzugehen. Die Erkrankung Adipositas unterscheidet sich zudem von „normalem“ Übergewicht und wird auch als Fettleibigkeit bezeichnet. Es handelt sich um eine chronische Ernährungs- und Stoffwechselerkrankung, welche durch ein starkes Übergewicht gekennzeichnet ist, das aus einer überdurchschnittlichen Vermehrung des Körperfettes resultiert.

Eine Möglichkeit, um eine erste Einschätzung zum Körpergewicht vorzunehmen, ist die Bestimmung des sogenannten BMI (Body-Mass-Index). Hierbei wird der Körperfettanteil eingeschätzt, wobei die Körpergröße und das Körpergewicht in Verhältnis zueinander gesetzt werden. Die Formel für den BMI teilt das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat: BMI = Körpergewicht (in kg ) geteilt durch Körpergröße (in m ) zum Quadrat. Gemessen am BMI, der bei einem normalgewichtigen Menschen etwa bei 18,5 bis 24,9 liegt, gilt eine Person ab einem BMI von höher als 30 als adipös. Je nach Höhe des BMI werden die Betroffenen in Grad 1 (BMI 30), Grad 2 (BMI 35) oder Grad 3 (BMI 40) eingeteilt.

Der BMI ist jedoch nur eines von vielen Kriterien, die dazu dienen, das gesundheitliche Risiko einzuschätzen. Das Messinstrument steht teils in der Kritik, da es nur Größe und Gewicht eines Menschen aber keine anderen Faktoren, wie Statur, biologisches Geschlecht, Ethnie, Alter und die individuelle Zusammensetzung der Körpermasse aus Fett, Muskeln und Knochen berücksichtigt.

Es ist somit sehr wichtig, ein umfangreiches Gespräch mit geeigneten Ärzten oder Ernährungsberatungen zu führen, bei dem viele weitere individuelle Parameter wie die Zuckerwerte, die Fettverteilung im Körper und die sportliche Aktivität erfragt werden.

Gefahren durch Adipositas

Neben den Einschränkungen in der Beweglichkeit, Schmerzen und Müdigkeit besteht die Gefahr, dass Adipositas eine Reihe an Folgeerkrankungen nach sich zieht. Hierzu gehören:

  • Erhöhter Gelenkverschleiß (Arthrose)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Diabetes Typ 2
  • Nächtliche Atemaussetzer
  • Einige Krebsarten

Neben den körperlichen Auswirkungen kann sich die Erkrankung zudem auf die Psyche auswirken und die Lebensqualität maßgeblich reduzieren. Auf den daraus entstehenden Leidensdruck werden wir im Verlauf dieses Artikels noch ausführlich eingehen.

 Ursachen für Adipositas

  • Mehr Kalorien, als verbraucht werden
    Auch wenn die Ursachen für Adipositas oft in einer zu erhöhten Kalorienzufuhr liegen, die auf einen ungesunden Ernährungsstil zurückzuführen ist, gibt es weitere Faktoren, welche sich gegenseitig verstärken.
  • Genetischer Einfluss
    Sollten Eltern oder andere nahe Verwandte zu Übergewicht neigen, kann dies darauf hinweisen, dass eine genetische Veranlagung Hierbei können manche Gene beispielsweise einen Einfluss auf das Sättigungsgefühl und andere einen Einfluss auf die Verwertung der Nahrung im Körper haben.
  • Physische Erkrankung
    Eine Reihe von Erkrankungen, können zu hormonellen Störungen führen, welche sowohl den Stoffwechsel verlangsamen als auch das Hungergefühl negativ beeinflussen können. Hierbei können beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion, eine Störung in der Cortisol- Produktion (Cushing-Syndrom) oder eine sogenannte Leptin- Resistenz, die Gewichtszunahme verstärken.
  • Stress und psychische Erkrankungen
    Auch Stress, psychische Belastungen und psychische Erkrankungen, wie Depressionen können dazu führen, das übermäßiges Essen als eine Art Ausgleichshandlung dient. Zudem darf nicht außer Acht gelassen werden, dass es eigenständige Erkrankungen der Psyche gibt, die als Essstörungen auf Dauer zu starkem Übergewicht führen können. Hierzu gehört beispielsweise die Binge-Eating-Störung, bei der die Betroffenen große Nahrungsmengen in sehr kurzer Zeit zu sich nehmen und die Kontrolle über die Mengen komplett verlieren können.
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
    Zudem birgt die Einnahme bestimmter Medikamente, das Risiko einer Gewichtszunahme, weshalb es relevant ist auf ungünstige Neben- und Wechselwirkungen zu achten.
  • Nikotinentzug
    Auch bei einer Nikotinentwöhnung kann es dazu kommen, dass Essen als Ersatzhandlung gewählt wird, wobei diese Möglichkeit kein Anlass dafür sein sollte, weiter zu rauchen.

Nicht alles, was auf Anhieb Adipositas zu sein scheint, ist „nur“ Adipositas. Eine Erkrankung, die zu oft mit Adipositas gleichgesetzt wird, ist das sogenannte Lipödem. Hierbei handelt es sich um eine chronische Fettverteilungsstörung. Die Erkrankung begünstigt leider, dass es zusätzlich zu krankhaftem Übergewicht kommt, da die Betroffenen ebenfalls einen hohen Leidensdruck haben.

Leidensdruck bei Adipositas

Neben den genannten körperlichen Gesundheitsproblemen sind die psychischen und sozialen Auswirkungen oft genauso belastend. Betroffene fühlen sich sozial stigmatisiert, da Menschen mit starkem Übergewicht oft negativ beurteilt und mit Vorurteilen konfrontiert werden.

Sowohl in der Schule, am Arbeitsplatz und selbst im Gesundheitswesen, werden adipöse Menschen oft als faul, disziplinschwach oder gar unintelligent angesehen. Diese Vorurteile führen nicht selten zu Diskriminierung, welche das Selbstwertgefühl der Betroffenen nachhaltig schädigen kann.

Diese gesellschaftliche Ablehnung kann zu sozialer Isolation beitragen, da viele Menschen mit Adipositas, soziale Situationen oder Aktivitäten, bei denen sie im Mittelpunkt stehen könnten, wie z. B. Schwimmen, Sport oder gesellige Treffen, aus Angst vor Ablehnung meiden. Hierdurch verstärkt sich das Gefühl der Einsamkeit und kann zu einer Abwärtsspirale führen, bei der psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen auftreten.

Das ständige negative Feedback, von außen und innen, verzerrt das Selbstbild und erzeugt schwerwiegende psychischen Belastungen. Viele Menschen mit Adipositas leiden unter einem verringerten Selbstwertgefühl und Selbsthass. Das Idealbild des schlanken, sportlichen Körpers, das in den Medien propagiert wird, verstärkt diesen inneren Druck zusätzlich.

Neben der individuellen Belastung durch Stigmatisierung und soziale Isolation können systemischen Herausforderungen dazu kommen. Personen mit Adipositas sind häufiger von Arbeitslosigkeit und schlechteren wirtschaftlichen Bedingungen betroffen. Dies führt nicht nur zu finanziellen Engpässen, sondern verstärkt auch das Gefühl der gesellschaftlichen Ausgrenzung.

Somit müsste die Verantwortung nicht nur bei der an der Adipositas erkrankten Person, sondern auch bei der Gesellschaft liegen. Neben einem hohen (Über)Angebot an kalorienreichen Lebensmitteln, trägt die Werbeindustrie dazu bei, nicht nur eine ungesunde Ernährungsweise, sondern auch ein kaum zu erreichendes Schönheitsideal zu propagieren.

Hilfe und Auswege

Trotz des hohen Leidensdrucks gibt es verschiedene Ansätze, um Personen mit Adipositas zu helfen. Hierbei ist es relevant, dass diese nicht zu eindimensional, sondern auf verschiedenen Bereichen aufgebaut sind.

  • Ernährungsumstellung
    Eine umfangreiche Ernährungsberatung soll dazu beitragen, gesunde Ernährung, Sport und Bewegung zu vermitteln und Gewohnheiten dauerhaft umzustellen. Hierbei sollte vor und während der Umstellung eine gute Betreuung erfolgen. Es geht nicht um eine Diät mit schnellem Erfolg, sondern darum, dass das Körpergewicht auch langfristig sinkt.
  • Therapien
    Hierbei können verhaltenstherapeutische Maßnahmen mit dazu beitragen, eine Umstellung der Lebensgewohnheiten zu erreichen. Hierbei geht es vor allem darum, herauszufinden, welche Verhaltensweisen das Übergewicht hervorgerufen haben und Strategien für eine Änderung zu entwickeln. Insbesondere, wenn ernsthafte psychische Erkrankungen, wie eine Depression, mit ursächlich für die Adipositas sind, sollen diese mit psychotherapeutischer Hilfe behandelt werden. Auch Störungen wie Esssucht und Binge Eating bedürfen in der Regel externer Hilfe.
  • Bewegung
    Da Bewegung den Energieverbrauch steigert, ist es sinnvoll, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren. Gewohnheiten wie Treppen steigen, statt den Aufzug zu nehmen können bereits eine Veränderung bewirken. Darüber hinaus können angeleitete Trainingsprogramme dabei helfen, sowohl das Gewicht zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern. Sportarten sollten außerdem danach ausgewählt werden, wie gelenkschonend diese sind.
  • Soziale Einbindung
    Auch eine emotionale Unterstützung kann dazu beitragen, den negativen Kreislauf zu verlassen und wieder positiv nach vorne zu schauen. Neben dem Zuspruch von Familienmitgliedern und Freunden, kann der Kontakt zu Gleichgesinnten in einer Selbsthilfegruppe eine große Unterstützung sein.
  • Abnehmspritzen
    Der Arzt, die Ärztin kann unter bestimmten Umständen Medikamente verordnen oder Operationen durchführen, welche den Prozess unterstützen können. Medikamente kommen erst dann in Betracht, wenn durch Ernährungsumstellung und mehr Bewegung allein kein ausreichender Abnehmerfolg eintritt. In diesem Fall können mitunter Medikamente verabreicht werden, welche sich auf den Appetit, auf die Fettaufnahme oder auf den Insulinstoffwechsel auswirken. Letztere werden meist in Form von Spritzen verabreicht, die einmal täglich injiziert werden müssen. Die sogenannten „Abnehmspritzen“ sind von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zur Behandlung von Adipositas für Erwachsene mit einem BMI ab 30 zugelassen. Für Menschen mit einem BMI zwischen 27 und 30 sollen Sie nur verschrieben werden, wenn diese an mindestens einer zusätzlichen Erkrankung leiden, die durch das Übergewicht verursacht wird, wie zum Beispiel Diabetes. Der Arzt muss die Spritzen verschreiben und der Patient muss sie selbst bezahlen. Das Medikament unterstützt beim Abnehmen, aber ohne eine Änderung der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten erfolgt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine erneute Gewichtszunahme, wenn die Behandlung beendet wird. Der sogenannte Jojo-Effekt tritt ein.
  • Operative Maßnahmen
    Eine Operation gilt als die zuletzt anzuwendende Maßnahme bei Adipositas, da jede Operation mit Risiken verbunden ist. Möglicherweise kann danach der Verdauungstrakt Vitamine und Nährstoffe nur noch eingeschränkt aufnehmen. Aktuell kann das Hungergefühl durch operative Eingriffe, wie eine Magenverkleinerung, ein Magenbypass oder ein Magenband unterdrückt werden. Wen dieser Weg gewählt wird, ist es wichtig, dass die Betroffenen Vor- und Nachteile gemeinsam mit Ärztin oder Arzt sorgfältig abwägen. Nach der Operation ist es außerdem notwendig, die Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten umzustellen.

Fazit

Es ist wichtig, den Fokus von der rein physischen Behandlung von Adipositas auf ganzheitlichere Ansätze zu erweitern, die auch die psychischen und sozialen Aspekte berücksichtigen. Denn der Leidensdruck bei Adipositas ist nicht nur eine Frage des Gewichts – er ist eine vielschichtige Belastung, die auf körperlicher, emotionaler und gesellschaftlicher Ebene bekämpft werden muss.


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